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Die modernen Interpreten
JOURNALIST: Wie sehen Sie Interpreten, die atonale Musik aufführen?

PETER HÜBNER: Der Interpret ist ja das erste medizinische Opfer der Musik, die er aufführt – im positiven wie im negativen Sinne.

Kein Interpret kann so unsensibel sein, daß er nicht merkt, daß atonale Musik ihm unangenehm ist. Natürlicherweise würde der Interpret – da er ja an erster Stelle Mensch ist und dann Musiker – ganz spontan das Hören und dann entsprechend auch das Aufführen atonaler Musik ablehnen.Schöck

Man muß sich also fragen: „Was bringt einen Interpreten dazu, atonale Musik – gegen die sein ganzer Organismus revoltiert – aufzuführen?“ Strawinsky

Erst einmal könnte man ganz einfach sagen, er ist nicht ganz bei Troste. Sicherlich trifft das auch immer zu. Aber ich glaube auch, daß bei ihm Triebfedern vorherrschen, welche den natürlichen Gesundheitswillen unterdrücken.

Ich kenne bekannte Interpreten moderner Musik, welche fast reine Verstandesmenschen sind und die atonale Musik entsprechend rein vom Verstande her aufführen. Dies gilt im besonderen auch für Dirigenten. Diese Interpreten sind in der Klassik nicht leistungsfähig, weil ihnen das Gefühl fehlt, welches sie zur Aufführung dieser Musik einfach brauchen. Beethoven

Wollen sie also in ihrem Fach nicht als Versager dastehen und vor einem Publikum glänzen, dann bleibt ihnen nur die Möglichkeit der Aufführung atonaler Musik. Ich glaube, ich brauche hier keine Namen zu nennen. Jeder, der den Markt einigermaßen kennt, weiß, wer im einzelnen angesprochen sein könnte, und spätestens dann werden sich die Betroffenen noch mal speziell zu erkennen geben, wenn sie sich über die gerade vorgebrachten Argumente lauthals aufregen.Aurel

Die zweite Gruppe der Interpreten, die moderne atonale Musik hier und da aufführen, sind die weniger intelligenten, mehr gefühlsduseligen. Das Wort „Gefühl“ bezieht sich darauf, daß sie gewohnt sind, harmonische klassische Musik mit viel Gefühl und Sentimenz recht erfolgreich darzubieten.Claudius Das ,weniger‘ intelligent bezieht sich darauf, daß sie glauben, sie könnten sich mit der gelegentlichen Aufführung eines avantgardistischen Werkes aufwerten.Blumenthal So versuchen sie, sich das Mäntelchen des Modernen umzuhängen, und man findet sie dann auch leicht bei den gehobenen Vernissagen moderner Kunst wieder – schick gekleidet, intelligenter Augenaufschlag, Topfrisur, wissender Blick. Und das Wort ‚duselig‘ bezieht sich darauf, daß sie zwischen dem Natürlichen und Unnatürlichen nicht zu unterscheiden vermögen.daVinci

Vom klassischen Musikschöpfer aus gesehen, handelt es sich hier um den dummen Interpreten, der keinen eigenen musikalischen Standpunkt hat, sondern gerade so sein Instrument beherrscht, um sich selbst mit Hilfe von Musik ins rechte Licht zu rücken – ganz so wie jenes Model, welches zwar für die Vorführung von Kleidern bezahlt wird, aber ganz jenseits dieser Aufgabe immer nur darauf achtet, selbst im rechten Licht zu stehen und zu glänzen. Afrika

Ich möchte aber einem Mißverständnis vorbeugen: ich spreche hier nur über Interpreten und nicht über Komponisten. Für den nicht inspirierten Reißbrettkomponisten, den es schon zu allen Zeiten gab und den es auch heute in der Masse gibt, inklusive der zahlreichen mehr oder weniger diskret komponierenden Dirigenten Rahner, kann das serielle Komponieren, selbst wenn es atonal ist, als Theorie und auf dem Notenpapier durchaus interessant erscheinen – aber nur dann, wenn er es innerlich nicht zu hören versteht.

Es besteht ja ein riesengroßer Unterschied – was den persönlichen Ein-druck anbelangt – zwischen Noten, die man nur so grafisch dargestellt sieht und liest, und Klängen und Tönen, die man hört.

Aber der Interpret stößt spätestens auf das Hören, wenn er die Noten in Töne und Klänge umsetzt – und hier kann er sich der natürlichen ablehnenden Haltung seines Organismus gegenüber dem Disharmonischen und Unnatürlichen – wenn er bei Troste ist – nicht widersetzen.

Die meisten Orchestermusiker betrifft diese ganze Sache gar nicht, denn es handelt sich hier meines Erachtens im allgemeinen um vernünftige Menschen. Die meisten von ihnen würden atonale Musik natürlicherweise kaum oder gar nicht aufführen.Casals

Aber ehrgeizige Dirigenten und Solisten können sie leider dazu verpflichten und können somit letztlich auch vom Musiker für die damit verbundenen gesundheitlichen Schäden haftbar gemacht werden.

Ich hatte einmal in Brüssel ein Interview mit einer Musikredakteurin, die einen avantgardistischen Komponisten zum persönlichen Freund hatte und die sich dementsprechend über diese meine Meinung furchtbar aufregen zu müssen glaubte.

Ich sagte ihr nur, sie solle sich einmal vorstellen, sie bekäme ein Kind, welches so aussähe, wie sich die atonale Musik anhört – würde sie sich das wünschen?

Damit war die Sache einleuchtend geklärt.

                   
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PETER HÜBNER
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