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Die Freiheit
des Klassischen Komponisten
JOURNALIST: Sie haben sich bis heute in keine staatliche Institution einbinden lassen – warum?

PETER HÜBNER: Als mich Professor Zimmermann einmal fragte: ,,Was haben Sie später vor?“, da sagte ich ihm, ich möchte als freier Komponist leben – aus Gründen der freien musikalischen Entfaltung. Er sagte mir, daß er diese Meinung teile, aber daß es ihm bislang leider noch nicht gelungen sei, von seinen Werken als freier Komponist zu leben, und daß er deshalb im Moment zumindest noch als Professor arbeiten müsse.

Und meine philosophischen Gespräche mit ihm, die ja – wie schon vorher erwähnt – nur am Rande die Musik berührten, brachten meines Erachtens mehr fruchtbare Inspiration als der ganze Unsinn, der im offiziellen Hochschulplan für das Fach Komposition vorgesehen ist.

Wenn ich heute als freischaffender Komponist von meiner Musik leben kann, dann glaube ich nicht etwa, daß ich besser als Bernd Alois Zimmermann wäre. Sondern nur die Tatsache, daß ich mich nach meinen Forschungen im Mikrokosmos der Musik der harmonikalen Musik zugewandt habe, hat dazu geführt, daß ein großer Teil meiner Musik heute harmonisch ist und somit ein breiteres Publikum erreicht und daß ich deshalb durch den CD-Verkauf soviel verdiene, daß ich davon leben kann.

Aber diesen Verdienst sehe ich nicht als Ausdruck meiner musikalischen Qualität, denn gerade in der heutigen oberflächlichen Zeit können besonders auch musikalische Blindgänger in der Unterhaltungsmusik enorm viel verdienen.

Ich kann allen ernsten Komponisten – die nach ihrer ganz persönlichen ethischen Überzeugung leben, denken und auch komponieren – nur wünschen, daß sie als freie Komponisten von ihren Werken leben können.

Dies gilt auch für die Avantgarde, auch wenn ich selbst – vordergründig betrachtet – den entgegengesetzten Weg beschreite. Was mich mit so manchem von ihnen verbindet, ist die Tatsache, daß ich mich, wie sie, in meinem Leben, Denken und musikalischen Wirken nur meinem ureigensten Gewissen verpflichtet fühle. Das verbindet mich dann natürlich auch mit Bernd Alois Zimmermann und Herbert Eimert, aber nicht zuletzt auch mit Richard Wagner, Beethoven, Bach und einigen anderen der Alten.

JOURNALIST: Was ist das Ziel Ihres musikalischen Wirkens?

PETER HÜBNER: Aufgrund meiner Untersuchungen im Mikrokosmos der Musik, aufgrund ganz persönlicher innerer Erfahrungen, aufgrund meiner Sicht von der heutigen Weltsituation und aufgrund meiner gegenwärtigen persönlichen Einschätzung vom Sinn der Musik strebe ich danach, in dieser zerrissenen Welt mit Musik Harmonie zu schaffen und zu verbreiten. Beethoven

Ich sehe für mich persönlich keinen Sinn darin, die bestehende Disharmonie in der Welt noch zusätzlich durch meine Kunst aufzuzeigen, zu analysieren und zu fördern.Liszt

Dies habe ich selbst bis gegen Ende der 60er Jahre ausreichend getan, und ich bin auch der Meinung, daß dies vor mir und nach mir eine Reihe anderer Komponisten mit großer Überzeugungskraft getan haben und immer noch tun. Sie alle brauchen mich zur Unterstützung ihrer Tätigkeit nicht.

Die Natur zeigt uns, daß eine Sache immer auch ihr natürliches Gegen-gewicht braucht.

Die perfekte Darstellung der Disharmonie und Unordnung durch die Avantgarde, durch die Rock-und Popmusik sowie durch den modernen rhythmisch fixierten Aufführungsstil der klassischen Musik ruft meines Erachtens nach der perfekten Darstellung natürlicher Harmonie und Ordnung als eines natürlichen Gegenpols.

Und da ich auf diesem Sektor niemanden bewußt schöpferisch tätig sehe, habe ich - meines Erachtens im Interesse aller - diese Aufgabe über-nommen: seit Anfang der 70er Jahre widme ich mich in meinen Forschungen im Mikrokosmos der Musik, aber auch in meinen Untersuchungen der klassischen Musikwerke bzw. der ethnischen Musik und dann folgend in meinen Musikentwicklungen bzw. Musikschöpfungen konsequenterweise und kompromißlos dem Aspekt der natürlichen Harmonie. Casals

Ich bin aber der Meinung, daß ich der Avantgarde in dieser Beziehung nur scheinbar zuwiderlaufe oder zuwiderhandele.

JOURNALIST: Können Sie das näher erklären?

PETER HÜBNER: Durch die Schaffung des Gegensatzes wird meiner Meinung nach die Leistung der Avantgarde erleuchtet.

Es gibt immer dumme Menschen - auch in der Avantgarde - die meinen, ich sei in meinem Wirken zur „Steinzeit“ zurückgekehrt.
Die erkennen nicht, daß auch das Erfassen des Natürlichen eine äußerst moderne Aufgabe darstellt und große Schwierigkeiten mit sich bringen kann.
Heine

Vom Mikrokosmos aus gesehen ist die Musik der Avantgarde und damit auch die gesamte dissonante Musik ein durchaus natürliches Phänomen - so wie Chaos und Ordnung gleichermaßen Phänomene der Natur sind.

Aber in einer Zeit, in der alle Musikexperten sich jenem Feld der Dishar-monie verschrieben haben, erscheint es mir wichtig, daß sich zumindest einer im Sinne eines Gegenpols auf die natürliche Harmonie konzentriert. Ich habe zu Genüge atonale Musik geschrieben.

Das Schaffen atonaler Musik oder tonaler Musik war und ist für mich persönlich nicht eine Frage des musikalischen Vermögens, sondern eine Frage des Gewissens, der freien inneren Entscheidung - losgelöst von den Trends und Moden der Zeit und von den damit verbundenen Aner-kennungen.

                   
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