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  Peter Hübner – Die Gerüstszene der deutschen Musikszene
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PETER HÜBNER: In der heutigen Zeit großer individueller, sozialer und ökologischer Krisen ist es für uns alle wichtig und sinnvoll, daß wir uns überall auf das Natürliche besinnen, uns in unserem Denken und Handeln von unnatürlichen Gewohnheiten

   
 

verabschieden und die Naturgesetze ach- ten und respektieren. Dies gilt besonders auch für das Musikleben.

„Was gegen die Natur ist,
das ist gegen Gott.“
                        Hebbel
 
  Die Wohlanständigkeit muß insofern auch  
 

in der Praxis der klassischen Musik unter dem Gesichtspunkt der Natürlichkeit neu definiert werden.

Zur Zeit Hitlers waren die Nazis die offi- ziell Angesehensten – unter staatlicher Oberhoheit, zur Zeit Stalins waren es die Kommunisten – unter staatlicher Ober- hoheit usw. usw.

Überhaupt ist alles,
was man
Wohlanständigkeit
nennt,
von derselben Art,
nämlich nichts
als schöner Schein.
                        Kant
 
   
 

Es ist also nicht die staatliche Institution, welche in der Kunst und be-sonders in der Musik als der Maßstab aller Dinge angesehen werden kann.

   
 

Und ich bin froh, heute in unserer Zeit der allgemeinen demokratischen Bemühun-gen so etwas ohne Gefahr aussprechen
zu können.

„Die Natürlichkeit
ist nicht nur das Beste,
sondern auch das Vornehmste.“
                        Th. Fontane
 
  Immer   größere   Strömungen  im  Volks-  
 

bewußtsein bemühen sich heute darum, der Macht der Natur über der Macht des Staates einen höheren Rang einzuräumen und  das  staatliche  Gefüge  irgendwie  in

„Wo die Natur nicht will,
ist die Arbeit umsonst.“
                        Seneca
 
  das Gefüge der Natur zu integrieren.      
   
 

Warum soll das deshalb nicht auch der richtige Zeitpunkt sein, das Ent-sprechende mit   dem   deutschen   Musik-
leben  zu   tun  und  auch   hier  der
  Natur

   
 

offiziell die höhere Autorität  einzuräumen – denn nur sie erbringt ja ohnehin auch in der Musik die Leistung, indem sie den Künstler mit der Begabung versieht.

„So übt Natur
die Mutterpflichten.“
                        Schiller
 
   
 

Das gegenwärtige offizielle, über staatliche Institutionen und staatliche Gelder reglementierte öffentliche Musikleben täuscht die Eltern des Musikbegabten in  einer  für  den  Musik-

   
 

begabten sehr gefährlichen Weise: sie gibt vor, ihn in seiner Begabung fördern zu können und ihm die Kanäle für die spätere Berufsausübung zu öffnen.

„Große Talente
kommen von Gott,
geringe vom Teufel.“
                        Hebbel
 
   
 

Aber insoweit als dieses Vortäuschen nicht Dummheit ist, ist es Betrug. Denn die ganzen staatlichen Ausbildungs- und Förderungsmaßnahmen konzentrieren sich nur darauf,  das ideale

   
 

Mittelmäßige zu erzeugen oder das Außergewöhnliche mit staatlicher Hoheit, mit Ämtern und staatlicher Würde auf das Mittelmäßige zurück zu führen.

„Es lastet auf dieser Zeit
der Fluch der Mittelmäßigkeit.“
                        Tucholsky
 
   
 

Nur dazu dienen in der Kunst überhaupt Titel, Ämter, Würdenträger: um die Allgemeinheit über das Mittelmäßige hinweg zu täuschen und das Außergewöhnliche auf das Gewöhnliche zu reduzieren oder deutlicher: auf das Ordinäre zu beschränken.

Ich kann den Steuerzahlern bzw. den für die Staatsfinanzen Verant- wortlichen im Interesse der wahren Werte der Musik und im Interesse der Zukunft der Musik nur dringend raten, alle öffentlichen Einrich- tungen des Musiklebens zu „privatisieren“, also nicht weiter zu finan- zieren, sondern dem öffentlichen Wettbewerb auszuliefern, wie dies
z. B. auch mit den ehemaligen staatlichen Betrieben der bankrotten DDR geschehen ist.

Es müßte so etwas geschaffen werden wie jene Treuhandgesellschaft, das die staatlichen Einrichtungen oder vom Staate finanzierten Organi- sationen des Musiklebens genauso „abwickelt“ und „privatisiert“ wie das mit den Staatsbetrieben der DDR geschehen ist, die unter kommu- nistischer Leitung nicht funktioniert hatten und bei denen der aufge- klärte Wirtschaftsfachmann wußte, daß sie auch unter westlicher staatlicher Leitung genauso wenig funktionieren würden.

   
   
 

„Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines andern zu bedienen. Selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung
und des Mutes liegt, sich seiner ohne Leitung eines andern zu bedienen. Sapere aude! Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen! ist also der Wahlspruch der Aufklärung.“
                                                          Kant

     
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
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